Geschichtliche Anfänge & Erste urkundliche Erwähnung

Bereits 300 – 600 n. Chr. wurde der Landstrich um das heutige Pottiga von den Sorben besiedelt, die von den Hunnen aus dem Osten vertrieben wurden. Der Name könnte somit vom sorbischen Personenname „Potech“ abstammen, so eine frühere Vermutung, Einige glauben auch, das der „Bottich“ als Namensgeber für der Ort diente.
Pottiga fand am 14. August 1325 erstmals als in der Stiftungsurkunde des Klosters zum hlg. Kreuz bei Saalburg urkundlich Erwähnung, der Ort ist aber wesentlich älter. Es wird angenommen, daß Pottiga annähernd 200 Jahre vor seiner ersten urkundlichen Erwähnung gegründet wurde und zu den wenigen Orten des Kreises gehört, die durch das Bistum Bamberg besiedelt wurden.
Pottiga ist jedoch eine deutsche Gründung, alle Flurnamen sind deutsch. Die bisherige Vermutung, daß der Ortsname Pottiga sorbisch sei, vermag der neueren Sorben- Forschung nicht mehr standzuhalten. Wir sind daher auf andere Quellen angewiesen. In der Urkunde von 1325 wird Pottiga Potchogau und Pochgowe genannt. Ohne Zweifel sind „gau“ und „gowe“ sprachlich verwandt. Der Ortsname änderte sich aber im Laufe der Zeit von „Pochegau“, „Pothogawa“ über „Pottigau“ bis zum jetzigen „Pottiga“.
Aus der geschichtlichen Darstellung des Jahres 1017 entnehmen wir, daß wegen der unsicheren Lage an der Ostgrenze des Bistums, im nahen Schauensteiner Land (Gebiet Hof) vom Kaiser Heinrich II. Und dem Bamberger Hof feste Rittersitze errichtet wurden. Diese wurden Walpoten und Wolfsstriegel genannt.
Sollte Pottiga (Walpot und Gau) daher seinen Namen bekommen haben? Wir wissen es nicht.


Schloß Pottiga im Jahre 1706
„Geschützt wurde die Anlage von einer natürlichen Schlucht, von Gräben sowie von einem noch erhaltenen Wallgraben, der inzwischen zum Dorfteich erweitert ist“
Das Kammergut von Pottiga geht auf einen befestigten Herrensitz aus dem 13. Jahrhundert zurück, dessen ursprüngliche Funktion heute nicht mehr eindeutig zu bestimmen ist. Im 14. Jahrhundert hausten hier die nach dem Ort benannten Herren von Pottiga. Später besaßen die von Tauschwitz, anschließend die von Kospoth, im 15. Jahrhundert dann die von Berg und darauf die von Reitzenstein das Schloß. Wohl aus dieser Zeit stammt die Sage von dem damaligen Pottigaer Gutsschäfer, der – wenn er tagsüber seine Nösser hütete – sich dabei gern auf seinen Stock stützte. Als er einmal auf dem Griesbühl weidete, sah der Schloßherr gerade zum Fenster hinaus und weil er nichts weiter zu tun hatte, nahm er seine Armbrust und schoß den Stock – an dem der Schäfer dösend lehnte – unter ihm weg, so daß der arme Mann zu Boden fiel. Als dieser darauf abends seine Herde heimtrieb, paßte ihn sein Herr ab, gab ihm eine Silbermünze und sagte, wenn er am nächsten Tag austreibe, solle er sich ruhig wieder auf seinen Stock lehnen, er wolle dann danach zielen. Im Jahre 1670 kam das Rittergut an Christoph von Watzdorf, bald darauf an Adam Heinrich von Magwitz. Als dieser 1694 hier starb und das Gut darauf zum Verkauf ausgeschrieben wurde, hat man 1706 eine Beschreibung des Besitzes und seiner Liegenschaften erstellt. Demnach scheint das Herrenhaus zweigeschossig und dem heutigen Schloß Rudolphstein ähnlich gewesen zu sein. Auch einen Treppenturm dürfte es gegeben haben. »Im Erdgeschoß waren die Räume gewölbt, enthielten die Küche und vier Gewölbe, die zur Aufbewahrung der Vorräte dienten und die mit eisernen Türen verschließbar waren. In den beiden Obergeschossen
befanden sich 5 Stuben, dazu ein kleiner Saal und noch 6 Kammern.
Ein zweites Wohnhaus stand neben dem Tore, das eine untere und obere Stube enthielt und dem Gesinde zur Unterkunft diente. Der Gutshof um faßte 1 Schäferei, 2 Scheunen, 1 Holzschuppen, 2 Wagenschuppen, 3 Pferdeställe für insgesamt 12 Pferde sowie 3 weitere Viehstände, die 12 Kühe, 15 Kälber, 16 Stück anderes Vieh beherbergten. In einem weiteren Stall waren 8 Schweine untergebracht. Daneben befand sich der Hühnerboden. Im Bierkeller konnten bis zu 90 Eimer gelagert werden. Neben dem Schloß war ein kleiner Gemüsegarten, dahinter ein Obstgarten angelegt. Ebenso gab es einen kleinen Teich mit Fischerhütte. Die Gutswiesen waren so groß, daß sie 23 Fuder Heu einbrachten. Die ursprünglich wohl weit größeren Äcker ermöglichten eine Aussaat von 56 Scheffel. Im weiteren Verlauf
des 18. Jahrhundert kam das Schloß an die Landesherrschaft und wurde zum Kammergut. In den Jahren 1745 bis 1751 war es Wohnsitz der pietistisch gesinnten Gräfin Benigne Marie von Reuß-Ebersdorf, einer spirituellen und hoch gebildeten Frau, deren Schwester, Erdmuthe Dorothea, mit dem Grafen Zinsendorf [1700-1760], dem Begründer der Herrnhuter Gemeinde in Ebersdorf, vermählt war. Im Jahre 1834 wurde das Kammergut von der Landesherrschaft schließlich aufgelöst, die Hölzer den fürstlichen Waldungen einverleibt, die Liegenschaften an die Bauern verkauft. Der Sage nach zeigte sich in den Schloßkellern desöfteren ein unheimliches Licht. Auch weiß man von einer weißen Frau zu erzählen, die des nachts vom ehemaligen Schloß nach der Schmidtsleite wandelt. Ein Großbrand im Jahre 1869 zerstörte große Teile des Ortes, einige Bauwerke des Rittergutes sind aber bis heute erhalten geblieben. Das Wirtschaftsgebäude mit einem Teilstück der einstigen Schloßmauer erwarb später die Ortsgemeinde. Das Gebäude, auch Gesindehaus genannt sollte das älteste Haus heute im Ort sein – 300 bis 500 Jahre alt. Es diente bis 1912 als Schulhaus, danach als Bäckerei und Einzelhandelsgeschäft und heute als Wohnhaus. Das Herrenhaus jedoch mit seiner Kapelle dagegen verfiel und wurde später abgetragen. Am Standort des Schlosses auf dem Ruinengrundstück wurde 1865 ein kleines bäuerliches Anwesen errichtet, von dem heute nur noch die Scheune vorhanden ist. Das Wohngebäude wurde abgerissen und durch einen Neubau in den 2000ern ersetzt. Die alte Scheune jedoch markiert den genauen Standort des ehemaligen Schloßes. Die hintere Abgrenzung zur Feldflur und somit die tatsächliche Größe des Schloßgeländes lassen sich heute nicht mehr eindeutig feststellen. Um 1912 wurde das Gelände auf noch vorhandene Reste der einstigen Schloßanlage untersucht. So wurden Teile des Schloßkellers und der Schloßmauer gefunden.

Benigna Marie Gräfin Reuß-Ebersdorf
Benigna Marie von Reuß wurde am 15.12.1695 in Ebersdorf als Tochter des Reichsgrafen Heinrich X. von Reuß Ebersdorf geboren. Sie ist die ältere Schwester von Erdmuthe Dorothea, der späteren Gräfin Zinzendorf. Benigna Maries Vater berief 1711 Ulrich Bogislaus von Bonin zum Hofmeister und Lehrer seiner Kinder. Sie erwarb sich bei ihren trefflichen Gaben hervorragende Kenntnisse, auch in der lateinischen, griechischen und hebräischen Sprache. Ebenso wie ihre Schwester Erdmuth Dorothea machte sie auf Zinzendorf schon bei seinem ersten Besuch in Ebersdorf (1721) einen starken Eindruck, so dass er „einen vertrauten und nützlichen Schriftwechsel“ mit beiden begann. Benigna Marie lebte ein Christentum der Stille und blieb unverheiratet. Nach dem Tod ihrer Eltern zog sie sich vom Hof ihres Bruders nach Pottiga in der Herrschaft Lobenstein zurück, hielt dabei aber Kontakt zur Gemeine in Ebersdorf und zur Familie Zinzendorf. Über einen Besuch der Zinzendorfschen Kinder in Pottiga berichtet die Ebersdorfer Chronik: „Die Comtesse Benigna und Christian Renatus besuchten die älteste Schwester ihrer Frau Mutter, Benigne Maria in Pottiga, die sie sehr lieb gewann, und insonderheit den Christian Renatus sehr schätzte. Sie schrieb seinetwegen an den XXIX. Herrn nach Ebersdorf: „daß sie sich an des Kindes großem Glauben im kleinen Herzen sehr erbaut habe, daß alle seine Reden mit Heilands-Liebe vergesellschaftet seyn.
Benigna Marie lehnte zwar die Brüdergemeine ab, wurde aber dennoch stark von der herrnhutischen Liederdichtung beeinflusst. Ihre Lieder erschienen teils im Wernigeroder und Herrnhuter Gesangbuch von 1735, teils im Ebersdorfer Gesangbuch von 1742.
Benigna Marie von Reuß-Ebersdorf starb nach sehr schwerer Krankheit 55-jährig am 31.07.1751 in Pottiga. Ihre letzten Worte sollen gewesen sein: „Ich habe den Heiland gesehen, nun spannt an!“
Pottiga zu Zeiten Napoleons
Kirchlich gehörte der ehemals reußische Ort seit 1626 zum sächsischen und nach 1815 preußischen Sparnberg, daß seinerseits wiederum ein Filial des fränkischen Pfarrortes Berg war. Indem bis 1824 auch nach dort begraben wurde, sagte man: „Getauft in Reuß, getraut in Sachsen und [zum letzten Mal] beschaut in Bayern!“.
Über dem Pottigaer Friedhof liegt eine Wiese, mit Namen „Börschtling“, in
deren Mitte sich eine kleine Vertiefung findet. Vor vielen Jahren war dort ein Moorteich. Als im Jahre 1806 eine preußische Reiterpatrouille vor den anrückenden Franzosen floh, kamen die Reiter auch über diese Wiese und setzten über den Teich. Der erste der Verfolger hingegen hatte weniger Glück. Er geriet in den Sumpf und versank samt seinem Roß darin. Als seine Kameraden dies mitansahen, machten sie unverzüglich kehrt und die Preußen waren gerettet.

Der Klosterlehnhof Pottiga
Außer dem Rittergut befand sich ehedem auch ein zum Kloster Saalburg gehöriges Klostergut im Ort, von dem die Sage geht, zwei Brüder, die es zusammen besassen, hätten in einem Wald auf Leben und Tod darum gekämpft, wobei einer den anderen tötete.
Mit dem Klosterhof war 1504 der Kunz Müller belehnt worden, dessen Familie
bis ins 17. Jahrhundert den Hof bewirtschaftete. Im Lehensbrief hieß es er befinde sich „oben im dorff bey der gassen“. 1555 hatten den Hof vier Mitglieder der Familie Müller inne, Hans und Nickel die eine Hälfte, Kunz und Sebastian die Andere. Infolge wurde das Klostergut in 16 Teile und schließlich im Jahre 1647 in fünf Bauerngüter zerschlagen. Diese Bauerngüter bestanden über Jahrhunderte und vielen jedoch dem großen Brand im Jahre 1869 zum Opfer. Die Höfe hatten wohl flächenmässig eine beeindruckende Größe und reichten vom Fichtere Graben zum Markt sowie vom Grallersbachweg bis zur Straße „Zur alten Schule“. Auf den nach dem Brand neu angelegten Baugrundstücken wurden vier Gehöfte an fast gleicher Stelle wieder aufgebaut.
Der „Rote Hahn“ – der Großbrand von 1869
Am 6. Juli 1869 um Mitternacht herum, riss der Feuerschrei die Einwohner aus dem Schlaf. Das Feuer soll wohl auf der oberen Dorfplatzseite entstanden sein. In einer kleinen Kate, welche von zwei älteren Leuten bewohnt war- heute befinden sich hier die Grundstücke Markt 11 bzw. 12. Ein Übergriff auf benachbarte Gebäude war zur damaligen Zeit kaum zu verhindern da die Gebäude eng zusammengebaut waren und keine ausreichenden Brandschutz- und Sicherheitsbestimmungen vorhanden waren. Zwar besaß Pottiga zu dieser Zeit schon eine 1864 erworbene Feuerspritze ohne Saugwerk mit etwas Schlauchleitung, das Wasser musste jedoch mit Eimern zur Spritze gebracht und eingefüllt werden. Die Leistung war allerdings aufgrund der Größe des Feuers bei Weitem nicht ausreichend. Nachdem das Feuer vom Türmer in Bad Lobenstein gg. 1 Uhr Nachts bemerkt wurde, begann man die Landesspritze von Lobenstein und die Ebersdorfer Spritze in Marsch zu setzen. Bis diese eintrafen hatte sich der Brand bereits zu einem Großbrand entwickelt, zu Löschen war dieser nun leider nicht mehr, es galt ein weiteres Übergreifen zu verhindern. Auch der bestehende Wassermangel im Ort minderte den Erfolg. Zahlreiche kleine Bauernhäuser um den Dorfplatz brannten völlig ab, die Betroffenen versuchten von Ihrem Hab und Gut das Wichtigste in Sicherheit zu bringen und die Tiere zu Retten, sie wurden auf die Auwiesen unterhalb des Dorfes verbracht. Die vom Dorf vollständig abgebrannte Fläche reichte vom Fichtere Graben bis zur Marktgasse und von der unteren Dorfplatzseite bis Höhe der Straße „Zur alten Schule“. Das Jahr 1869 soll zudem sehr warm gewesen sein, die hölzernen Gebäude waren daher sehr ausgetrocknet. Dazu hatte ein Jahr zuvor im Sommer, am 19.07.1868, ein Unwetter mit Hagelschlag das Dorf heimgesucht. Nicht alle Schäden waren davon beseitigt, es gab viel Bruchholz und an den Anwesen lagen große Haufen mit Reißig. Die gehackte Streu wurde entlang der Gartenzäune aufgeschichtet, vermutlich hat dies als Zündschnur bei der Brandausdehnung gewirkt. An abgebrannten Gebäuden wurden 24 Bauerngehöfte, 16 Kleinhäuser, 13 Scheunen sowie das Brauhaus genannt, ebenfalls verloren etliche Tiere ihr Leben. Innerhalb weniger Stunden war mehr als die Hälfte des Dorfes verschwunden, 42 Familien hatten ihr Zu Hause verloren. Über den Brand wurde berichtet, dass die Einwohner aus dem Schlaf gerissen wurden und nur noch das nackte Leben retten konnten. Eine Alarmierung durch einen Nachtwächter blieb wohl daher aus bzw. das in jener Nacht kein Nachtwächter seinen Dienst versah. Noch am Tag des Brandes bildete sich ein Hilfskomitee welches u. a. am 10.7. im Schleizer Wochenblatt einen Hilfe- und Spendenaufruf startete. Der Aufruf fand ein großes Echo in der Umgebung. Zahlreiche Spenden sowohl finazieller- und materieller Art gingen ein und zeugten von großer Hilfsbereitschaft. Ein Wiederaufbau konnte begonnen werden, obgleich nicht jeder aufgrund unterschiedlicher Situationen in der Lage war sein Anwessen wiederzuerrichten.
Von behördlicher Seite wurde umgehend reagiert, bereits 3 Tage nach dem Brand wurde der Bezirksgeometer beauftragt einen Bauplan zu entwerfen, bereits 17 Tage nach dem Brand konnte der Entwurf gemeldet werden welcher bei den beteiligten Grundbesitzern Zustimmung fand. Hierin wurden u. a. Grundstücksgrenzen und Grundstücke geändert, und eine ordentliche Wegeführung mit ausreichender Straßenbreite berücksichtigt.


Die Aumühle
Dicht unterhalb von Pottiga liegt die Aumühle, entstanden um 1790, brannte sie 1864 ab, wurde aber wiedererrichtet. Allerdings besaß sie nie genügend Wasserkraft.

Saalbach
Der heute verschwundene, vordem aber sehr romantisch gelegene Ortsteil Saalbach, bis 1711 „Saalhammer“ genannt, bestand noch im Jahre 1870 aus einem Rittergut, einer Lederfabrik, einer Mühle, einer Brauerei sowie aus sechs Wohnhäusern. Ursprünglich befand sich das Rittergut im Besitz derer von Sparnberg. Ab dem Jahr 1389 kam es an die von Oberländer, dann an die von Reitzenstein und schließlich an die Familie von Koch. Neben dem Gut war auch der Saalhammer bedeutsam. Der schon im 15. Jahrhundert erwähnte, später „Oberländers Hammer“ genannte Betrieb besaß bedeutenden Grundbesitz und Gerechtsame, vornehmlich aber das für Hammerwerke in der Region damals übliche Recht des Schenkens und Brauens. Das Hammerwerk selbst ging erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts ein. 1810 entstand dort eine Lohgerberei, die später zu einer Lederfabrik avancierte. Die Saalbacher Mühle besaß ein Mahl-, ein Schneide- und ein Lohwerk. Das unterhalb von Saalbach an der Saale gelegene Alaun- und Vitriolwerk „Johanneszeche“ bestand nur von 1747 bis 1802.


Haupterwerbsquelle der Einwohner waren Landwirtschaft, Bergbau, Forstwirtschaft sowie Handwerk. Von der Bergbauvergangenheit zeugen heute noch Bezeichnungen wie Alaunwerk, Saalhammer, Stollenweg und Zeche.
Des weiteren lassen sich in der Umgebung auch verschüttete Stollen und Abraumhalden finden.
Der Pottigaer Flurname „Die Mauer“ läßt ein wüstgewordenes Wohn- oder Schachtgebäude vermuten. Noch für das Jahr 1870 sind neben einer sogenannten „Obergrube“, die Eisen- und Kupferkiesgruben „Zufriedenheit“ und „Constanze“, als „in Betrieb“ befindlich, erwähnt. Von den verfallenen Schächten in der Flur, ist der
„Agnes Kaiser“ wohl der bedeutendste. Auch kannte jeder im Ort die Geschichte vom Allaungottlieb, der unter Lebensgefahr einmal einige Kinder aus einen solchen Bergloch gerettet hat.
Ein legendärer Ort war der ungefähr in der Mitte zwischen Pottiga und Sparnberg gelegene Treppenstein, eine felsige Anhöhe, auf die ein Fußsteig stufenweise hinaufführte und dessen Umfeld, wie ein Streit zwischen den Gemeinden Sparnberg, Pottiga und Rudolphstein in den Jahren 1763-1771 belegt, bis dahin keiner der angrenzenden Ortsfluren explizit schon zugehört hatte.
Auch der Fuchsfelsen war einst überaus verrufen. Als einmal zwei Pottigaer Hütemädchen dort ihre Ziegen weideten, sahen sie eine schneeweiß gekleidete Frauengestalt, wohl die „Weiße Frau“ aus dem Schloß, mit goldenen Schlüsseln am Leib aus dem Felsen treten und ihnen zuwinken. Die Mädchen aber hatten Angst und eilten mit ihrer Herde schnell nach Hause. Nachdem sie dort von dem Erlebnis erzählt hatten, ging eines der Mädchen mit ihren Vater noch einmal dorthin. Das war aber keine gute Idee. Von der Gestalt war nichts mehr zu sehen, stattdessen bekam das Mädchen kurz darauf ein böses Bein, das Zeit ihres Lebens nie ganz verheilt ist.
Auch der Wilde Jäger hat sich vor Zeiten in Pottiga blicken lassen. Er berührte das Dorf auf seinem Zug über das Saaletal hinein ins Fränkische.
Arlas
Der stille kleine Weiler oben am Wald, welcher hälftig zur Gemarkung Pottiga gehört, war in alter Zeit mit besonderen Marktrechten ausgestattet. Hier war in früherer Zeit eine Kapelle gegründet, die „Feldkirche zum Arlas“ genannt und angeblich der Maria geweiht war, zu deren Gnadenbild die Umgegend wallfahrte. Sie gehörte zuerst als Filial zu Gefell, kam dann zu Berg und es entwickelte sich der Wallfahrtsort samt Jahrmarkt. Es ist sicher das Arlas eine Herrensitz und alter Missionspunkt aber keineswegs ein Kloster war.
Übrigens ist der Name Arlas, der als Bach- und Wiesennamen vorkommt, älter als der Ortsname selbst, daher auch der volkstümliche Name „Marles“ nicht wie man meint von „Maria Ablaß“ sondern aus „zum Arlas“ zusammengezogen und verkürzt.
Der Sage nach sollen die Glocken zu Arlas drei Mal hintereinander gestohlen worden sein und erst als eine eiserne an die Stelle der erzenenen gekommen ist, war längere Zeit Ruhe. Tatsache ist, daß man die Glocke zu Arlas 1750 gestohlen hatte und in Erfurt verkauft wurde deshalb hatte das Arlaser Kirchlein später gar keine Glocke mehr.
Die Kapelle lag am oberen, flachen Ausgang eines rechten Seitentälchens der Saale auf ebenem Raum. Das leicht gebaute mit Schindeln gedeckte „Wildkirchlein“ war 40 Schritt lang, 25 Schritt breit, von einigen 1 bis 2 Meter tiefen Wegfurchen umgeben und befand sich nahe einer Quelle, vielleicht auf einem ehemaligen vorgeschichtlichen Rundwall. Nahe dabei finden sich noch die Spuren eines Wallgrabens, der als Überrest des vormaligen Herrensitzes gilt. Die Kapelle brannte sowohl 1342, 1446 und 1637 nieder. Nach dem 30jährigen Krieg wiederaufgerichtet, unterließ der Blankenberger Rittergutsbesitzer zuletzt die Reparatur, wohl in der Absicht, in Blankenberg selbst eine Pfarrkirche zu bekommen, damit sich die Blankenberger den leidigen Weg nach Arlas, den auch die Leichenzüge nehmen mußten, ersparen sollten. 1826 war die Arlaskapelle so baufällig, daß sie geschlossen werden mußte. Der traditionell am Sonntag Exaudi in Arlas gefeierte Jahrmarkt entstammt wohl noch einem Ablaßprivilegium aus dem Mittelalter.
Angeblich weil es durch die zahlreichen Besucher des Kirmesmarktes und den starken Alkoholkonsum ebenda oft zu argen Exzessen gekommen sein soll, wurde der Jahrmarkt 1856 nach Pottiga verlegt, während Blankenberg 1862 selbständiger Kirchort wurde. So berühmt die alte Wallfahrtskapelle einst war, so rasch ist sie daraufhin verfallen, so daß sie 1869 gänzlich verschwunden war. „Um 1550 stand bei Arlas eine Kupferschmelzhütte, die offenbar im 30jährigen Krieg eingegangen ist. Der gegen Lobenstein gelegene Arlaswald, jetzt als Waldrittergut mit Blankenstein consolidiert, bildete einst nach alter Sage einen weiten Feldboden, auf dem 90 Pflüge [d.h. 90 Fronbauern] beschäftigt gewesen sein sollen. Auch setzt die Tradition nach Arlas ein Kloster mit der Bemerkung, daß dasselbe zu Langgrün zwei Fronbauern gehabt hätte, deren Frondienste später zu Sparnberg geschlagen worden wären.“

Pottiga selbst gehörte später bis 1918 zum Fürstentum Reuß jüngere Linie und danach zum Volksstaat Reuß welcher von 1919 – 1920 bestand. Während der Weimarer Republik, der Zeit des Nationalsozialismus sowie in der sowjetischen Besatzungszone gehörte es zum neu gebildeten Land Thüringen. In der Zeit der Deutschen Teilung gehörte Pottiga zum Kreis Lobenstein im Bezirk Gera und lag unmittelbar an der Grenze zur Bundesrepublik. Die Grenze verlief im Bereich von Pottiga durch die Saale Durch die unmittelbare Lage an der innerdeutschen Grenze befand sich der Ort im Sperrgebiet. Zur Überwachung des Grenzabschnittes um Pottiga wurde eigens eine Kaserne der DDR-Grenztruppen errichtet welche bis Ende der 1970er Jahre bestand. Die örtlichen LPG-Betriebe, die Weissnäherei in Form eines VEB sowie die in den 1980er Jahren entstandene Bäckerei waren die ortsansässigen Arbeitgeber in dieser Zeit. Ebenfalls entstanden zu dieser Zeit neue Einfamilienhäuser und der Marktplatz sowie das dortige Gasthaus erfuhren eine Umgestaltung.
In der Nachwendezeit bis hin in die 2000er Jahre fanden umfangreiche Maßnahmen zur Dorferneuerung statt. Die Neugestaltung des Marktplatzes, der Straßenneubau samt Kanalisation und Telekommunikation, die Erschließung eines Baugebietes sowie die Sanierung des ehemaligen Gasthauses zum Begegnungszentrum fielen in diese Zeit. Der Tourismus wurde und wird ebenfalls gepflegt, eine Aussichtsplattform samt Pavillon sowie 2 Rad- und Fußgängerbrücken mit dazugehörigen Wegen entstanden im Grünen Band an und über der Saale.
Nach vielen Jahren als Teil der Verwaltungsgemeinschaft Saale-Rennsteig
schloss sich schließlich am 1. Januar 2019 die Gemeinde Pottiga als Ortsteil der neu gebildeten Einheitsgemeinde Rosenthal am Rennsteig an.
P. S.
Wissen Sie, was Kevin Costner, Elton John und Kim Kardashian gemeinsam haben? Sie teilen die Liebe zu einem deutschen Automobilhersteller, dessen Name seine Wurzeln hier bei uns hat. Die Geschichte beginnt 1660 in Pottiga, von wo aus sich der Zimmermann Friedrich Deumler (auch Täumler) aufmachte, in der Fremde ein Auskommen zu suchen. Er fand es im schwäbischen Schorndorf, das für viele Generationen Heimat seiner Familie werden sollte. 1834 kam dort Friedrichs Nachfahre Gottlieb Wilhelm Däumler zur Welt, der als Gottlieb Daimler das erste motorisierte Fahrzeug der Welt erfand und später Pate stand für den Namen der Daimler AG, eines der erfolgreichsten Automobilunternehmen der Welt.